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Aktuelles aus dem Stadtarchiv

Einen Überblick über aktuelle Informationen aus dem Stadtarchiv finden Sie hier.

Serpentinenbau am Wolfratshauser Berg

Haarnadelkurve am Wolfratshauser Berg
Stadtarchiv
alter Gasteig am Wolfratshauser Berg
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Bau der Serpentinen 1913
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Ochsengespann bei Baueinsatz
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Ansicht Serpentinen von Westen mit Blick auf Weidach
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Autounfall 1928
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Stau nach Autounfall
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Neu geteerte Straße am Wolfratshauser Berg
Stadtarchiv

Liebe Wolfratshauserinnen und Wolfratshauser,
 
im Stadtarchiv bewahren wir auch die Foto-Sammlung Baureis auf. Sie enthält einige Bilder, die den Baufortschritt der Wolfratshauser Serpentinen zeigen.
Ursprünlich hieß die Straße "Gasteig". Der Name leitet sich ab von dem Begriff „gacher Steig“. Für Nicht-Bajuwaren: „Gach“ bedeutet „jäh“, „heftig“, in diesem Fall „richtig steil“. Vor allem im Winter und bei Glatteis lässt die heutige Bundesstraße „Wolfratshauser Berg“ dies immer noch erahnen.

Legendärer Gasta-Pudel
Sogar zu einem eigenen Gespenst hat es der Gasteig gebracht, dem „Gasta-Pudel“. Jeder, der den Pudel zu Gesicht bekam, beschrieb ihn als schwarz mit Augen wie glühende Kohlestücke. Dieser Anblick reichte aber allemal, um spät nach Hause kommende Flößer zu erschrecken. Sie berichteten zudem von einem spektakulären Zaubertrick des Pudels: Als sie den Pudel verfolgt hätten, sei er in einen Bauernhof geflüchtet und habe sich in ein Ferkel verwandelt. Ob da spätabends auch Alkohol im Spiel gewesen sein könnte, diese Vermutung überlasse ich jetzt mal der geneigten Leserschaft.

Auf jeden Fall spektakulär war der Neubau der Serpentinenstraße, so wie wir sie heute noch kennen. Die Arbeiten dauerten von 1913 bis 1918, also fünf Jahre. Beeindruckend ist, dass man diesen Aufwand betrieb, während der Erste Weltkrieg tobte.

Obwohl der Gasteig durch die Serpentinen nicht mehr so „gach“ war, blieb er dennoch nicht ungefährlich. Dies zeigte sich 1928 beim anscheinend ersten schweren Unfall auf der neuen Strecke. Die Geschichte dieses Unfalls ist ziemlich spektakulär: Anlass war eine Fernfahrt des königlich-italienischen Automobilclubs. Die Fernfahrt ging von Mailand bis nach Stolp in
Pommern, heute Slupsk in Polen. Am Gasteig drängte einer der Teilnehmer, dem es offensichtlich pressierte, eine Frau in einem Mercedes mit Münchner Kennzeichen so ab, dass sie eine Serpentinenlage abrutschte. Der Wagen landete auf dem Dach. Beinahe wäre der Wagen noch weiter abgerutscht. Die Fahrerin überlebte verletzt. Sie war damals keine Unbekannte: Es handelte sich um Gerdy Troost, die Ehefrau von Hitlers bevorzugtem Architekten Ludwig Troost.

Die Kaiserin und der „Natziwirt“
Zu guter Letzt muss noch ein Gebäude erwähnt werden, das dem Ausbau des Gasteigs bzw. der Ortsausfahrt zum Opfer fiel. Es handelt sich um das Gasthaus „Zum Natzi“, das sich in der äußeren Münchner Straße, also am Fuß des Gasteigs befand. Ursprünglich scheint es eine ziemliche Spelunke gewesen zu sein.
1868 aber wurde es neu erbaut und war von da an ein stattliches oberbayerisches Wirtshaus. Im Gegensatz zu Gerdy Troost hatte dieses Wirtshaus keine unrühmlichen Verbandelungen mit NS-Größen. Sein Name rührt von einem längst vergessenen Eigentümer, der Ignatz geheißen haben dürfte.
Der „Natziwirt“ ist auch deshalb erwähnenswert, weil ein äußerst prominenter Gast in ihm übernachtete. In der Nacht vom 16. bis 17. Juni 1885 schlief Kaiserin Elisabeth von Österreich, besser bekannt als Sissi, dort. Bereits um 4 Uhr in der Früh zog sie weiter. Unwahrscheinlich, dass es an der Beherbergung lag, wahrscheinlich eher an ihrer permanenten Unruhe.

Es grüßt Sie herzlich,
Ihr Simon Kalleder

Stadtarchivar Simon Kalleder im Interview auf BR2

Die Flößerei ist von der UNESCO zum immateriellen Weltkulturerbe erklärt worden. Anlass für den Bayerischen Rundfunk unseren Stadtarchivar Simon Kalleder zur Flößerei auf der Loisach zu befragen.

Hier geht´s zum BR-Interview. Das Gespräch startet bei Minute 3.40.

Gute Unterhaltung beim Zuhören.

 

 

Trister Herbst 1922

Deutsche Reichsmarkt 1922
gehkah_stock.adobe.com

Der diesjährige Herbst bietet genug Gründe sich Sorgen zu machen. Vor hundert Jahren war das nicht besser - es war sogar deutlich schlimmer. Die Zeitungen schrumpft in ihrem Umfang stark zusammen. Statt mit den Lokalnachrichten beginnt sie jetzt mit einem Block amtlicher Mitteilungen. Diese haben meist neue Regelungen zur Grundversorgung der Bevölkerung zum Thema. Der Grund: eine Inflation, die zunehmend außer Kontrolle gerät.

Aktuell schlagen wir uns auch mit dieser Thematik herum. Aber was damals geschah, hatte eine ganz andere Qualität. Die Preissprünge bei Bier und Milch betrugen mehrere 100 Prozent innerhalb weniger Wochen. So kostete eine Mass Bier im November 1922 stolze 72 Mark. Zur Einordnung: Der Preis war erst im September drastisch auf ca. 30 Mark pro Liter erhöht worden. Das Brauen von Starkbier wurde sogar verboten.  Das hatte vielleicht einen kleinen positiven Nebeneffekt. Den kurz zuvor wurde in der Zeitung darüber geklagt, dass unter dem Einfluss des Starkbieres die Raufereien im Markt bedeutend zugenommen hätten.

Ähnlich wie beim Bier schnellten auch bei anderen Lebens- und Genussmitteln, sowie für Dienstleistungen die Preise drastisch in die Höhe. Aber auch Immobilien verteuerten sich. So veräußerte ein Nantweiner seinen gesamten Besitz für mehrere Millionen Mark an den Großindustriellen Hugo Stinnes. Hätte er die Entwicklung der nächsten Zeit richtig eingeschätzt, hätte er von dem Verkauf wohl abgesehen.

Aus Augsburg wurde sogar gemeldet, dass über die Beerdigung in Leihsärgen nachgedacht wurde, da die Sargpreise nicht mehr zu bezahlen waren. Auch ersichtlich ist die Dramatik der Inflation an der kleinen Meldung, dass auf der Kothalm auf der Benediktenwand eingebrochen wurde. Dabei wurden Dinge wie eine Uhr und Bekleidung gestohlen. Der Schaden wurde auf 35.000 Mark geschätzt - jedoch dürfte es sich kaum um Gold und Seide gehandelt haben.

Lokal gab es aber natürlich trotz allem auch positive Nachrichten zu vermelden: So stand das Walchenseekraftwerk kurz vor seiner Vollendung. Der TSV Wolfratshausen konnte sein 60jähriges Bestehen feiern. Im Marktrat wurde beschlossen die Kanalisation am Obermarkt zu verbessern. Der Alpenverein gründete eine Skiabteilung, und in Hohenschäftlarn fand der erste evangelische Gottesdienst statt.

Unsichere Zeiten im Oberland

An der Kriminalfront tat sich in den unruhigen Zeiten anno 1922 einiges: In Reindl bei Penzberg wurde ein 56jähriger bei der Bewachung seines Feldes durch Stiche in den Rücken ermordet. Trotz ausgelobter Belohnung konnte der Fall im Berichtszeitraum nicht aufgeklärt werden. In München wurde ein Mord verhandelt, der sich im August 1922 in Wegscheid bei Lenggries ereignet hatte. Dabei hatte ein wohlhabender Mann ein Verhältnis mit seiner Stief- oder unehelichen Tochter (die Zeitung ist hier unklar). Als diese schwanger wurde, kam er auf die absurde Idee, dies einem Holzarbeiter in die Schuhe zu schieben. Um eine gegenteilige Aussage von diesem zu verhindern, erschoss er ihn mit einem Revolver, und versuchte es als vereitelten Einbruchsversuch darzustellen. Das misslang und so endete die Sache in München vor Gericht.

In Ebenhausen kam es zu einer Brandstiftung beim Sanatorium. In Allmanshausen brannte ein großer Bauernhof komplett ab. Am Bahnhof Moosach wiederum kam ein Wolfratshauser zu Tode, als er beim Aufspringen auf einen losfahrenden Zug buchstäblich unter die Räder geriet.

Auch weltpolitisch ereignete sich nicht viel erfreuliches. Hier dominierten der griechisch türkische Konflikt die Schlagzeilen, insbesondere die Zerstörung von Smyrna. Auch die Ukrainer mussten damals kämpfen, in diesem Falle aber gegen die Polen, die Teile der Ukraine besetzt hatten. In England erregte die eventuelle Gründung einer Frauenpartei erregte Interesse.

 

1121 - 900 Jahre Kloster Beuerberg

Unterschiedliche Schlaglichter auf die 900-jährige Geschichte des Klosters Beuerberg wirft der prächtig illustrierte Band  1121 - 900 Jahre Kloster Beuerberg aus der Volk Verlag.

In 28 fundierten historischen Beiträgen namhafter Autoren, darunter bekannte Historiker, wird das klösterliche Leben aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachten. Auch Stadtarchivar Simon Kalleder wurde um einen Beitrag gebeten. In seinem Text beschreibt er die Rolle der Flößerei für das Klosterdorf Beuerberg.

"Die Flößerei war im 18. Jahrhundert ein alltägliches Transportmittel, vergleichbar heute mit dem LKW-Verkehr. Deshalb wurde nur wenig darüber geschrieben und entsprechend schwierig war die Suche nach Quellen zur Flößerei auf der Loisach speziell im Hinblick auf Beuerberg", erklärt Historiker Simon Kalleder. Nach langer Suche wurde er u. a. im Staatsarchiv in München fündig. Seine Erkenntnisse können Sie im Band nachlesen.

Wer einen Blick in den Band werfen möchte, findet im Stadtarchiv ein Leseexemplar vor. Einen Eindruck von der Ausstattung des Buches vermittelt die Bilderstrecke.

 

1121 - 900 Jahre Kloster Beuerberg

Herausgeber: Christoph Kürzeder

ISBN: 978-3-86222-402-9

504 Seiten

Preis: 50 €

Erhältlich im örtlichen Buchhandel oder direkt beim Volk Verlag.

 

 

 

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