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Kennen Sie die Dachsenbergsche Volksbeschreibung?

  • Neues aus dem Stadtarchiv
Dachsenbergsche Volksbeschreibung
Stadtarchiv

Interessante Details bietet eine Statistik über die Einwohner der Stadt aus dem 18. Jahrhundert.

Konkret geht es um die sogenannte Dachsenbergsche Volksbeschreibung aus den Jahren 1771 bis 1781. Benannt wurde sie nach dem damals leitenden bayerischen Beamten, der für die Durchführung der Volkszählung zuständig war. Damals herrschte in Bayern Max Joseph III., der letzte Kurfürst aus der alten bayerischen Linie der Wittelsbacher. Dieser hatte sich seinen Spitznamen „der Vielgeliebte“ durch zahlreiche karitative Handlungen erworben. Und mit einer ebensolchen hängt die Entstehung der Dachsenbergschen Volksbeschreibung zusammen.

In den Jahren 1770 bis 1772 kam es in weiten Teilen Europas zu einer schrecklichen Hungersnot. Sie wurde ausgelöst durch starke Regenfälle und weitere klimatische Probleme, die zu drei Missernten in Folge führten. Kurfürst Max wollte seinen Untertanen helfen, indem er auf eigene Kosten im Ausland Getreide aufkaufte. Dazu musste er aber wissen, wie viele Untertanen er überhaupt hatte. Hier kommt die Dachsenbergsche Volksbeschreibung ins Spiel.

Obwohl anscheinend schon vorher geplant, gab die Hungersnot diesem aufklärerischen Unterfangen den entscheidenden Auftrieb. Doch trotzdem kam die Dachsenbergsche Volksbeschreibung anscheinend nie über das Stadium eines Prototyps hinaus. Zumindest sind von vielen Orten die Daten nicht mehr erhalten. Für Wolfratshausen ist das zum Glück anders. Zu verdanken ist das meinem Kollegen Dr. Joachim Heberlein aus Weilheim. Er fand in seinen Beständen die Beschreibung von Wolfratshausen. Warum und wie diese im Weilheimer Stadtarchiv gelandet ist, ließ sich leider nicht mehr rekonstruieren. Er übergab sie dem Wolfratshauser Stadtarchiv, wofür ihm hier nochmals herzlich gedankt sei.

Nun aber endlich zur Wolfratshauser Statistik: Sie ist wie eine Zeitreise ins späte 18. Jahrhundert. Wir erfahren viel über die damals vorhandenen Berufe und wie stark diese vertreten waren. So gab es beispielsweise 28 Floßleute, zwölf Brauerei-Angestelle, wovon aber nur neun Wolfratshauser Bürger waren. Die Mehrheit bilden 41 Tagelöhner, außerdem gab es je einen Bortenmacher und einen Fischhändler. Auch zu vielen weiteren Berufen sowie ehelichen und unehelichen Kindern bietet dieses Dokument interessante Einblicke.

Insgesamt ist auf demTabellenblatt eine Anzahl von 1054 „Summa der zu diesem Haus gehörigen Seelen“ verzeichnet, also Einwohner Wolfratshausens,
die 1770 bei der Volkszählung erfasst wurden. Fein säuberlich notiert mit Federkiel und Tinte auf einem „Hadernpapier“. So nannte man das Papier, dass damals aus alten Lupen, also „Hadern“ hergestellt wurde. Eine sehr strapazierfähige Sorte Papier, die sogar die Nässe gut weggesteckt hat. Leider muss das Dokument im Laufe der Jahrhunderte irgendwann feucht geworden sein. Dies ist gut erkennbar an den Altschimmelflecken, die sich auf dem  Schriftstück bräunlich und rötlich absetzen.

Im besten Falle ist nun Ihr Interesse geweckt, sich das Tabellenblatt einmal persönlich anzusehen. Sie können sich gerne im Stadtarchiv ein Bild davon machen. Schauen Sie vorbei, ich würde mich freuen!

Ihr Stadtarchivar Simon Kalleder

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